Beiträge von Loyse de Grenier

    Ich habe keine zitierfähigen Quellen, ich kann nur sagen, was ich (örtlich natürlich sehr speziell) auf diversen Stadtführungen hier in meiner schönen alten Stadt gelernt habe xD.


    Vor ein paar Jahren habe ich bei uns in Schloss Lamberg eine Führung mit einer jungen Historikerin gemacht, die im Schloss selbst von mehreren Schlafräumen gesprochen hat, die sich allerdings eher nach Stellung aufgeteilt haben; also der Schlossherr hatte sein Schlafzimmer, seine ledigen Verwandten (wenn ich mich richtig erinnere Schwestern und die Mutter) haben sich eins geteilt, die Kinder der Familie hatten ein Zimmer mit der Kinderfrau gemeinsam, auf die kleinen Monster muss ja auch jemand Acht geben rund um die Uhr und klein sind sie auch) und dann gab es noch größere Schlafsäle für Dienerschaft und Gesinde, das nicht aus der Stadt selbst kam. Das waren aber keine reinen Schlafräume, sondern alle Multifunktion. Also im Kinderzimmer wurde auch gespielt und oft auch gelernt, Gesinde etc hat es sich auch gern Mal rund um den Arbeitsplatz des Tages bequem gemacht und sich dort zur Ruhe begeben. (*packt wohl Mal Sibylles Sachen für den Umzug ins Kinderzimmer der Jungs* xD)


    Dass gerade weniger betuchte Personen des Nächtens zusammengerückt sind, ist aber in unseren Breitengraden auch ein ökonomischer Faktor. Es wird kalt im Winter und heizen ist ein Kostenfaktor, sowohl weil eine Möglichkeit der Heizung gut Geld kostet und dann muss man das Feuer euch noch füttern.

    Auch ohne schriftliche Quellen, aber ich bin ja grade in einen der ältesten Stadtteile meiner Heimatstadt gezogen (allein das Haus in dem wir jetzt wohnen steht mindestens 400 Jahre) und da gibt es wohl irgendwo im Archiv von wasweißichwo einen Bericht, dass irgendein Winter so arschkalt war, dass die Bäcker mit ihren Familien in den Bäckerstuben geschlafen haben (ehemaliges Bäckerviertel hier, weil die reichen Leute durch den Fluss dazwischen vorm Feuer geschützt waren xD), um die Wärme der Öfen zu nutzen und die Person die das geschrieben hat wohl zu einem verwandten Bäcker geflüchtet ist.


    Aber wie ich Mal gelernt habe, hat man damals ja auch anders geschlafen. Also auf zwei Portionen und nicht durchgeschlafen :D


    Außerdem muss man sich auch vor Augen führen, dass das Konzept von Privatsphäre sich sicherlich auch verändert hat und wir da heute andere Standards haben. ^^

    Late to the party, aber ich werfe noch etwas Linguistik in die Runde xD


    Ich kann leider keine konkrete Quelle nennen, weil ich die nicht mehr habe, aber ich habe Mal den theoretischen Hintergrund für eine Bachelorarbeit korrekturgelesen, wo die Schreiberin dieses Thema kurz behandelt hat - müsste schauen, ob ich die auf einer alten Festplatte noch habe, das ist aber schon viiiiele Jahre her.

    Da schrieb sie davon, dass wie unser Haus- und Hofhistoriker bereits erwähnte, es durchaus nicht unüblich gewesen zu sein scheint, dass Leute "mehrere" Namen hatten. Im Maximalfall waren das durchaus mehrere. Es gab einen Rufnamen, einen offiziellen Namen, zum Teil einen "Hofnamen" und einen wissenschaftlichen Namen.

    Sie hat das damals anhang irgendeines Pippins dargestellt (ich weiß das nur noch, weil ich bis dahin nicht präsent hatte, dass das ein realer Name war und nicht nur ein Hobbit), der wohl für sich selbst Pippin von XYZ hieß und auch irgendwo aus einer deutschsprachigen Region kam, irgendwo in einem Dokument als Pépin de XYZ bezeichnet wurde, weil französisch dort die Alltagssprache war und in einer lateinischen Chronik wird er als Pippinus bezeichnet, weil der Rest eben Latein war - also hat er einen fancy lateinischen Namen gekriegt. So weit ich mich erinnere, war das zwar auch deutlich später, aber es würde mich aus sozialer Sicht nicht wundern, ich kenne mehrere Leute mit mehrsprachigem Familienhintergrund, die einen deutschen Namen und einen Namen in ihrer Familiensprache haben, weil die kleinen Unterschiede für uns zum Teil gar nicht hörbar sind und Namen auch immer Teil der eigenen Identität sind. Ich kenne etwa eine Zsófia, die 90% der Leute falsch an- und aussprechen. Sie reagiert aber auch auf Sofia. Gleichzeitig kenne ich eine Jelena, die ihren Namen damals von ihrem russichen Vater bekommen hat, aber fast seit ihrer Geburt mit ihrer Mutter in Österreich lebt und sich immer als Helena vorgestellt hat, weil das ihrer Lebensrealität entsprochen hat.


    Was Schreibweisen angeht, so muss man - und hier stütze ich mich auf den Linguistik-Anteil meines eigenen Studiums (bzw einen Gastvortrag und das einzig interessante aus diesem Fach) - sagen dass das vielerorts lange nicht sooooo genau war. So lange es fancy war, in anderen Sprachen zu schreiben und ein breiter Teil der Bevölkerung mit Lesen und Schreiben ohnehin nichts am Hut hatte, war viel nicht niedergeschrieben und schon gar nicht in irgendeiner lokalen Sprache oder einem lokalen Dialekt und wenn, dann kam es nicht immer über die eigene "Hood" hinaus und die Notwendigkeit entsprechender Vereinheitlichung eher gering.


    Zwar finden sich auch in alten Dokumenten grundsätzliche Regeln der Phonem-Graphem-Zuordnung (also die Zuordnung von Lauten zu Lautsymbolen aka Buchstaben), aber in vielen alten Schreibereien findet man auch unterschiedliche Versionen von Namen. Ich erinnere mich aus der Linguistik-Vorlesung an das Beispiel eines Mönchs namens Gilbert, der in verschiedenen Schriftstücken Gilbert, Gillpert, Gillibert geschrieben wurde. Mangels einer Vereinheitlichung würde mich auch wirklich nicht wundern, wenn es von Namen ohne "eindeutige" Schreibweise auch mehrere Versionen gab - gibt es ja auch heute noch.

    Ich zitiere hier wieder den Vortragenden "Wenn man ein Wort noch nie geschrieben hat und nicht wusste wie, dann hat man es halt meist so geschrieben, wie man geglaubt hat, dass es geschrieben wird und ein Empfänger hat sich meistens auch ausgekannt. Aber alles wissen wir halt auch nicht, weil den Kaszettel (lokal für Schmierzettel) ohne aufhebenswerte Informationen hat auch keiner aufgehoben."


    Eindeutige Schreibweisen sind ja bis heute noch so eine Sache, obwohl unsere Sprache gut durchgeregelt ist.

    Als Beispiel gibt es unzählige zulässige Optionen Philipp zu schreiben (Philipp, Philip, Phillip, Filipp, Phillipp - und vermutlich noch mehr, die mir gar nicht einfallen) oder mehrere für meinen Vornamen; also Sarah, Sara, Sahra, Saara, Zara - und alle werden sie zumindest bei uns gleich ausgesprochen.

    Gerade die Phonem-Graphem-Zuordnung hat sich aber auch im Laufe der Jahre und auch Entwicklungen von Sprachen (Lautverschiebungen, Festlegungen, Rechtschreibreformen,...) immer wieder geändert. Manche Dinge leiten sich in der Aussprache/Schreibweise von Wortstämmen ab, andere wurden einfach irgendwann festgelegt, aus bestehenden Schreibungen geliehen.


    Generell können wir sicher getrost davon ausgehen, dass wir es nicht so aussprechen, wie es damals ausgesprochen wurde, egal wie wir es schreiben ^^


    Was Rollenspiel angeht, so finde ich die Frage, was richtig/falsch ist immer schwierig. Oft gibt es eine zentrale Regelung, etwa alle Namen in die Postsprache zu übersetzen, ich glaube aber, dass es viel auch ums eigene Gefühl geht, wie es bei Sprachen immer auch ist.

    Auch hier als Beispiel; meine liebe Elisabeth. Die Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. Bitte melden Sie sich an, um diesen Link zu sehen. Form von Elisabeth wäre Isabel, das "fühle" ich aber gar nicht. :D Elisabeth wurde von ihrer deutschen Familie Elisabeth getauft und genau das ist sie auch.

    Wenn man in einem Forum spielt, das eine englische Umgebung bespielt und man bei überwiegend englischen Charakternamen seinen französischstämmigen Charakter nicht anglisiert, sagt das etwas über den Charakter. Ein Jean Forgeur oder ein Johannes Schmied sind gleich exotischer und vermutlich "neuer" in ihrer Umgebung als John Smith, dessen Vorfahren vor 5 Generationen eingewandert sind und sich schon komplett angepasst haben. Und manchmal haben diese Dinge eben auch mit Schreibbarkeit/Lesbarkeit zu tun. Ich erinnere mich (fondly) an einen uralten irischen Charakter aus einer Zeit, in der in Irland noch alle irisch sprachen und ich habe mich (wie viele andere) für eine "modernere" irische Schreibweise entschieden, weil die "originale" Version aussah, als hätte jemand Buchstabensuppe verschüttet und ich hätte das im Leben nicht in Posts so schreiben wollen xD

    Die Karte fand ich auch sehr funktional, gerade weil es um eine grobe Übersicht geht, wie so Entfernungen sind, der genaue Grenzverlauf, ob da jetzt eine Meile mehr oder weniger südlich und nördlich sind, ist im Ingame auch nicht wirklich relevant.
    Sie ist liebevoll detailliert und ja, man muss sich manchmal ein bisschen spielen - muss ich auch weil manche Tastenkombis auf meinem Mac nicht laufen, aber man kommt damit klar, wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt - es ist ja nicht Google Maps.

    So ihr Lieben!


    Ich habe es geschafft und irgendwo auf meiner Festplatte aus Schulzeiten mein Kurzreferat zur Frauenheilkunde im Mittelalter ausgegraben und etwas überarbeitet sodass die für uns am halbwegs relevanten Infos dabei sind, siehe Expander. Wünsche, Anregungen, Kritik, immer her damit. ^^


    [expander]Frauenheilkunde im Mittelalter


    Verhütung
    Zur Empfängnisverhütung waren mehr oder weniger wirkungsvolle Methoden im Umlauf. Die Kirche empfahl natürlich die Enthaltsamkeit. Hier ein kleines Best of:


    Das Tragen des Labs eines Hasen, die Verwendung von Blättern oder Früchten der Trauerweide in der Vagina soll verhütende Wirkung haben. Auch das Trinken des Urins eines Schafes soll verhütende Wirkung gehabt haben.
    Albertus Magnus (1200 –1280 n.Chr.) empfahl Frauen, sich „den Finger sowie den Anus eines toten Feten an den Hals zu hängen“. Ein andere Tipp von Albertus Magnus lautete: „Man solle einem weiblichen Wiesel das Bein abschneiden, das Tier aber leben lassen und dieses Bein einer Frau an den Hals binden und sie wird nicht empfangen, solange sie es dort trägt; wenn sie es aber abnimmt, wird sie schwanger werden.“
    Sicher ist, dass Magie das gesamte Mittelalter hindurch eine wichtige Methode zur Verhütung von Schwangerschaften war. Die abstoßendsten und unsinnigsten Empfehlungen waren gut genug: ein Trank aus Milch und Mäuseblut, eine Speise aus in Menschenfett gebratenen Kaulquappen, drei Mal einem Frosch ins Maul spucken, vor dem Geschlechtsverkehr die Milch einer stillenden Frau trinken, Trinken von Widder- oder Hasenurin oder sich einen Beutel mit Hasenkot um den Hals hängen. Auch Edelsteinen wurde eine verhütende Wirkung nachgesagt, so soll der Smaragd den männlichen Sexualtrieb hemmen.
    Das Verstopfen des Muttermundes mit Materialien wie feingehacktem Gras, Tang oder Steinen führte zu einer verhütenden Wirkung, im Orient wurden dazu auch dünne Platten Bienenwachs verwendet.
    Körperliche Übungen und bestimmte Positionen beim Akt sollten zur Verhütung dienen. Empfohlen wird der Frau im Moment des Samenergusses ihren Körper zurückzuziehen, so das der Samen nicht eindringen kann. Danach soll sie sich mit angezogenen Knien hinsetzten und dreimal niesen. Prostituierte seien nach dem Akt auf und abgesprungen, um den Samen aus dem Körper auszustoßen außerdem verhüteten die leichten Damen oft mit einem Schwamm, den sie in Essig tauchten und dann einführten. Andere Rezepte empfahlen den gleichzeitigen Orgasmus zu vermeiden. Ebenso gab es die Empfehlungen des Coitus interruptus und des Coitus reservatus.
    In Europa wurden vor allem Gartenmelde, Osterluzei, Hirtentäschel, Efeu und Wasserpfeffer verwendet. Viele dieser Pflanzen wurden mit Auszügen von Schafgarbe, Wegerich, Silberpappel und Pimpernelle gemischt. Auch das Fruchtfleisch vom Granatapfel vermischt mit Alaun wird als Verhütungsmethode angeführt. Männer die Ihre Lust dämpfen wollten, sollten sich Blätter des schwarzen und weißen Bilsenkrauts auf die Hoden legen.


    Abtreibung
    Wenn die Verhütung fehlschlug und die unerwünschte Leibesfrucht nun einmal da war, blieb manches Mal nur noch die Abtreibung. Diese wurde von der Kirche abgelehnt, von der Bevölkerung trotzdem praktiziert. Pflanzliche Abtreibungsmittel waren z.B. Mutterkorn, Efeu, Gartenraute, Haselwurz, Petersilie, Rainfarn, Sadebaum, Salbei, Wermut, Malve, sie wurden zu Tränken gebraut oder äußerlich angewendet.
    Reizende Dämpfe von brennenden Eselshufen oder Eselsmist sowie Habicht oder Taubenmist sollen zur Abtreibung verwendet worden sein.
    Außer mit Medikamenten suchte man den Fetus durch heiße Sitzbäder, Aderlass, Klistiere, exzessive Bewegung, Heben schwerer Lasten, Massagen, Fasten- und Abführkuren sowie durch illegale mechanische Eingriffe abzutreiben. Letztere hatten oft verheerende Schäden, wenn nicht den Tod der Frau zur Folge.


    Schwangerschaft
    Eine Schwangerschaft war die bedeutendste Zeit für eine Ehefrau, denn in dieser Zeit musste sie alles tun, um ihrem Gemahl einen gesunden Erben zu gebären. Gerade der Beginn der Schwangerschaft war hier allerdings nicht ohne weiteres festzustellen. Die Volksmedizin verwendete Malven als Schwangerschaftstest: ließ der Urin einer Frau eine damit benetzte Malven innerhalb dreier Tage verdorren, so war sie nicht schwanger, allerdings ist umstritten wie verbreitet diese Methode war.
    Die verbreitetsten Zeichen waren jene, die uns auch heute noch bekannt sind: Das Ausbleiben der Monatsblutung, empfindliche Brüste, eigenartige Gelüste und Übelkeit. Die verlässlichste Methode waren Kindsbewegungen, da diese aber meistens erst im gegen Ende des vierten Monats zu spüren sind war es schon interessant, vorher Bescheid zu wissen.


    Zu dieser Zeit noch besonders interessant war das Geschlecht des Ungeborenen, hierzu gab es diverse, zum Teil skurrile Methoden, die sich ironischerweise zum Teil widersprachen.
    So hieß es etwa wenn die Frau mehr Brust in der rechten Brust hatte und die rechte Körperseite mehr angeschwollen war, dann wäre es ein Junge. Genau so wurde gesagt, dass die werdende Mutter eine gesündere Gesichtsfarbe hätte, während sie bei einem Mädchen bleich und schwermütig sei, weil sie das „Unglück“ schon erahne.
    Genau das Gegenteil behauptete der noch sehr lang verbreitete Glaube, dass der Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft die Übelkeit mehr zusetzte, wenn sie einen Jungen trug – wieder andere behaupteten das umgekehrt. Manche dieser Weisheiten sind heute noch im Umlauf.


    Weit verbreitet war auch der Einfluss der Eltern aufs Geschlecht der Kinder. So wurde etwa allgemein angenommen, dass ein Mann, der in der Ehe das Sagen hatte eher Söhne zeugte, wer einen Drachen Zuhause hatte und unter der Fuchtel der Gattin stand, der zeugte „nur“ Mädchen. In jedem Fall war es die Frau, die Schuld am falschen Geschlecht trug.


    Überblick
    Anzeichen für einen Sohn:
    - spitzer Babybauch
    - gesunde Gesichtsfarbe
    - allgemein gute Verfassung
    - volles, glänzendes Haar der Mutter
    - die rechte Körperhälfte ist mehr angeschwollen



    Anzeichen für ein Mädchen:
    - runder Babybauch
    - Hautunreinheiten
    - Heißhunger auf süße Speisen
    - die linke Körperhälfte ist mehr angeschwollen


    Während der Schwangerschaft legte man der Frau schon damals nahe, sich möglichst nicht zu sehr aufzuregen, damals ging man davon aus, dass Stress dem Kind Kraft entzog. Des Weiteren sollten die Schwangeren nicht zu scharf oder zu schwer essen, generell wurden den werden Müttern eher viele und kleine Mahlzeiten empfohlen.




    Geburt
    Eine Geburt war im Mittelalter stets ein zweischneidiges Schwert. Im Optimalfall hatte man danach eine erschöpfte Frau, oft genug verlor man aber in einem Atemzug Gemahlin und Stammhalter. Bei einfachen Frauen stand der Gebärenden meist die Nachbarin oder Schwiegermutter beiseite, bei wohlhabenderen war es durchaus üblich weibliche Verwandte und Hebammen zu haben, die sich um die Wöchnerin kümmern.
    Der werdende Vater hatte in beiden Fällen nur eins zu tun: Hoffen und Beten. Es war seine Aufgabe um die Sicherheit und das Leben von Mutter und Kind zu beten, die Geburt selbst war Frauensache.


    Krankheiten
    Gonorrhoe (Tripper): die Erreger sind Gonokokken. Hat ein Mann diese Krankheit, sind die Symptome z.B. Brennen beim Urinieren oder eitriger Ausfluss. Bei Frauen sind eitrige Sekrete und brennende Schleimhäute ebenfalls ein Symptom. Anfangs wurde die Krankheit fehlgedeutet. Beim Mann hielt man sie für einen spontanen Samenerguss und bei Frauen einfach für den Austritt schlechter Säfte. Später erkannte man aber den Zusammenhang mit der Ansteckung durch Geschlechtsverkehr. Um Ansteckungen zu vermeiden, wurde unter anderem die Reinigung der Geschlechtsorgane vorgeschlagen sowie, sich nach dem Akt zu reinigen.
    Eine andere Krankheit war der Weiche Schanker, bei dem man mit schmerzhaften, eiternden Geschwüren an Penis, Hoden und Vaginalschleimhaut zu kämpfen hatte. Diese Krankheit wurde als Strafe Gottes gedeutet, bestraft wurde man für einen sündigen Lebenswandel. Für den Auslöser der Krankheit hielt man immer die Frau, da sie nach damaligem Glauben unreine Säfte in der Gebärmutter hatte, mit dem sie den Partner ansteckte. Tatsächlich ist der Weiche Schanker eine bakterielle Infektion.
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    Der erste König, von dem ich weiß, dass er sich als Majestät anreden lassen hat, war der notorisch eitle Franz von Frankreich im 16. Jh. Kurz darauf folgte sein Konterpart in England, Heinrich VIII. Das gab ein furchtbares diplomatisches Rambazamba, das auch mit den religiösen Umbrüchen der Zeit zu sehen ist ^^ Vorher war alles, wie Romain schon gesagt hat, im königlichen Bereich eine Hoheit :)


    Über Heinrich VIII. hat sich irgendein Geistllicher sogar schriftlich beschwert bei einem Kollegen, dass er sich jetzt mit Majestät anreden lässt, selbst für seinen Vater hätte "Your Grace" noch gereicht. Da hatte der wohl noch keine Ahnung, was der gute Heinrich sonst noch so alles treiben würde. (Sinnfreies Wissen off)

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    Jerusalem.
    Letztendlich waren sie angekommen. Es hatte Tage gegeben, an denen
    Loyse nicht mehr daran geglaubt hatte, die heilige Stadt jemals zu
    erreichen. Daheim in Flandern hatte sie sich diesen Moment deutlich
    ruhmreicher vorgestellt, sie hatte erwartet, dass die Stadt in einem
    göttlichen Glanz erstrahlen würde, dass sie ein erhebendes Gefühl
    durchströhmen würde, wie eine Klarheit, die ihr zeigte, dass sie
    hier richtig war, doch die Wahrheit war, dass sie kaum genug Kraft
    hatte, um sich ein Lächeln abzuringen. Wie so viele vor ihr hatte
    sie einen freudigen Einzug erwartet, doch jetzt waren ihre Lippen von
    der Hitze aufgesprungen, davon, dass die Wasserrationen knapp waren
    und auf ihren Wangen leuchtete ein Sonnenbrand, sie hatte Sand in den
    Haaren unter ihrer Kapuze, in den ebenfalls mitgenommenen
    Kleidern..eigentlich überall. Davon, dass sie eigentlich eine feine,
    wenn auch keine wohlhabende, Dame war, war nicht mehr viel übrig.


    Das
    Gemurmel um sich, freudige Stoßgebete und Ausrufe, bemerkte sie
    erst, als ihr Maria, die auch aus Flandern kam ihren Oberarm
    berührte. Mit etwas Mühe schaffte Loyse es noch, ein Lächeln auf
    ihre Lippen zu bringen, doch ihr Kopf konnte die Ereignisse nicht
    wirklich begreifen und seitdem Jerusalem am Horizont aufgetaucht war,
    hatte sich ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Bauchgegend
    ausgebreitet. Im Grunde war Loyse eine kluge Frau, sie dachte in Ruhe
    über ihre Entscheidungen nach, bevor sie sie traf – nicht dieses
    Mal.



    Monatelang
    hatte sie zugesehen, wie ihr Vater immer stiller wurde. Sie hatte
    unfreiwillig das Zerwürfnis mit Laurentin mitgehört und
    zugegebenermaßen hatte auch Loyse sich verlassen gefühlt, aber ihr
    Vater war zu einem Schatten seiner selbst verkommen. Er, der immer
    ein paar nette Worte für seine Tochter gehabt hatte, sprach kaum
    noch; auch nicht mit seiner Frau. Immer öfter blieb er den ganzen
    Tag auf seinem Stuhl sitzen und starrte trübsinnig ins Leere, blieb
    in seiner eigenen Welt. Lange hatten Adele und ihre Tochter versucht,
    ihn aufzuheitern, ihn wieder ins Leben zu locken, ohne Erfolg. Auch
    Loyse war immer ungeduldiger geworden, denn in seiner Starre schien
    ihr Vater auch keinen Anlass zu sehen, seiner Tochter einen Mann zu
    suchen. Am Ende ihrer Möglichkeiten hatten sie nur eine Möglichkeit
    gefunden: Laurentin musste zurückkommen und sich mit seinem Vater
    versöhnen, auch wenn sein Erbe für den jungen Mann nur ein alter,
    wertloser Haufen Steine war. Sie hatten an Briefe gedacht, Boten,
    doch nur eine Möglichkeit hatte die Hoffnung auf Erfolg: Loyse
    musste gehen, denn sie war aus der Familie wohl jene Person, die ihm
    am meisten bedeutete – zumindest war es einmal so gewesen. So hatte
    sie einem der Pilgerzüge angeschlossen, mit dem wenigen Bargeld, das
    die Familie erübrigen konnte.



    Jetzt,
    wo sie am Ziel war, wusste Loyse nicht, wie sie anfangen sollte, denn
    sie hatten ihn nicht vorgewarnt. Es galt also erst, ihren Bruder in
    Jerusalem zu finden, ihm die Situation zu erklären und ihn dann zu
    überzeugen, nach Beaurain zurückzukehren, in den Schoß der
    Familie. Das hörte sich in der Theorie gut an, aber im Laufe der
    Reise waren ihr immer mehr Zweifel daran gekommen, dass das so
    einfach sein würde. Am Liebsten würde Loyse sich sofort etwas zu
    trinken und zu essen besorgen in den geschäftigen Straßen, in die
    sie mit den anderen eingetaucht war, aber sie hatte bereits vorher
    feststellen müssen, dass der kleine Goldbeutel, der ohnehin von
    Anfang an sehr leicht gewesen war, mittlerweile leer war, bis auf den
    alten, abgenutzten Siegelring ihres Vaters, den sie mitgenommen
    hatte, um Laurentin zu finden. Im Schatten eines Hauses atmete sie
    ein paar Minuten durch. Sie musste ihren Bruder finden, bevor die
    Hitze sie umwarf. Nach einiger Zeit hörte sie zwei Männer mit
    europäischem Aussehen französisch miteinander sprechen. Das war
    ihre Chance, auch wenn es das reinste Glücksspiel war.




    Entschuldigen
    Sie, Messieur.
    Mit einer fließenden, anmutigen Bewegung löste
    sie sich aus dem Schatten. Vielleicht war es diese Haltung, die ihr
    die Mutter über Jahre beigebracht hatte, die die beiden stoppen
    ließ, denn ihre Kleider ließen von der Herkunft nicht mehr viel
    erahnen. Messieurs, Ihr müsst mir helfen. Sie sagte es mit
    dem größtmöglichen Selbstbewusstsein, das sie aufbrachte und
    fischte den zerkratzten Ring aus ihrem Beutel. Könnt Ihr mir
    sagen, wo ich Laurentin de Grenier finde? Ich habe dringende
    Nachrichten von seiner Schwester.
    Sie hatte beschlossen, sich
    nicht als seine Schwester zu offenbaren. Einerseits war es in ihrem
    Zustand nicht glaubwürdig, abgesehen davon wäre es ihrem Bruder
    sicher nicht recht sein, wenn man ein Mitglied seiner Familie so sah,
    dazu kannte sie ihn gut genug. Die Männer zögerten. Offenbar wurden
    sie hier nicht oft von fremden Frauen in perfektem Französisch um
    Hilfe gebeten. Es war ihnen offensichtlich nicht geheuer. Loyses Kopf
    arbeitete so schnell es noch ging mit Durst und Kopfschmerzen.
    Ich bin mir sicher, er wird sich sehr erkenntlich zeigen, wenn Ihr
    mir helft.
    Dieses Versprechen wirkte. Die beiden tauschten ein
    paar Worte aus und versprachen dann, sie zu Monsieur de Grenier zu
    führen. In ihrer Erleichterung wollte die junge Frau den beiden
    nicht einmal einen Augenblick böse Absichten unterstellen, sie
    klammerte sich an die Hoffnung, dass sie die versprochene Belohnung
    mehr lockte als die wenigen Dinge, die sie noch am Körper trug.