Unsere Spielwelt
Wie unsere Optik unschwer erahnen lässt, sind wir ein Rollenspiel, das sich im Mittelalter angesiedelt hat. Um spezifischer zu werden, haben wir uns als Liebhaber des Hochmittelalters für die Kreuzzüge im 11. und 12. Jahrhundert entschieden. Es handelt sich um eine spannende und populäre Zeit über die beinahe jeder zumindestens laienhaftes Wissen besitzt; ein wichtiger Punkt in unserer Entscheidungsfindung. Darüber hinaus bietet der Orient eine für uns nicht ganz alltägliche Kulisse mit vielen verschiedenen Möglichkeiten für Charakterideen, weniger komplizierten Reichsstrukturen wie beispielsweise im (Heiligem) Römischen Reich und einer spannenden Gesellschaft. Wir möchten in den folgenden Zeilen auf unsere ganz konkrete Situation im Rollenspiel eingehen, die sich aus unterschiedlichen Gründen doch schon von der Realhistorie unterscheidet.
Grundsätzlich haben wir uns auf eine Konzentrierung des Rollenspiels in der Stadt Jerusalem geeinigt, jedoch kann auch in sämtlichen Herrschaftsbereichen des Königreichs Rollenspiel betrieben werden. Selbst Unternehmungen in die anderen levantinischen Gebiete oder auch Reisen ins Abendland sind möglich.
Aktuelle Regentschaft unter Melisende von Jerusalem
Begonnen haben wir im Jahr 1130 unter König Balduin II., dessen Enkel jüngst getauft wurde. Seine Gemahlin Morphia von Melitene und er wurden mit vier Töchtern gesegnet und waren somit ohne einen männlichen Erben. Die Älteste von ihnen, Melisende von Jerusalem, wurde also zur Nachfolge auserkoren und als Gemahl für sie wurde Fulko von Anjou auserwählt, welcher aus seinen weitreichenden Ländereien Anjou und Maine abreiste, um die Krone Jerusalems zu erlangen. Die Kronprinzessin machte es ihrem Gemahl allerdings nicht leicht und begann die Adligen des Reiches hinter sich zu versammeln, um ihre eigene Position zu stärken. Fulkos große Hoffnungen ruhten auf dem Tag der Abdankung oder des Todes des Königs, jenem Tag an dem er selbst zum König gekrönt würde und seine Gemahlin endlich in die Schranken weisen könnte. Dieser Tag kam im Jahr 1132 und mit ihm zog ein Krieg zwischen König und Königin herauf, den Melisende durch die Vielzahl ihrer Getreuen für sich entscheiden konnte. Sie reichte ihm aus Höflichkeit dennoch die Hand, auch wenn dieser Friede nur dem äußerlichen Schein dienen sollte. Lange währte der Frieden allerdings nicht, denn Fulko wurde noch im Oktober des gleichen Jahres von einem Attentäter während eines Gottesdienstes publikumswirksam ermordet und trug seine Krone nur ein halbes Jahr. Seither lastet die Regentschaft allein auf Melisende von Jerusalem, welche durchaus ihre Günstlinge fördert und mehr Wert auf ihre persönliche Machtbasis legt und die Haute Cour als zuweilen lästiges Gremium betrachtet. Dass ihre Wünsche von Frieden und Wohlstand nicht so leicht durchzusetzen sind wie sie es sich einmal vorgestellt hatte, muss sie nun schmerzhaft lernen, während das Reich im Krieg mit dem Kalifat der Fatimiden und dem Emirat Damaskus liegt.
Die Geschichte Jerusalems
Altertum (ca. 5000 v.Chr. - 637 n.Chr.)
Wann die Stadt Jerusalem gegründet wurde, ist unklar. Doch die jüdischen Überlieferungen belegen, das David die Stadt im Jahre 1000 v.Chr. eroberte. Fortan war Jerusalem die Hauptstadt des Königreichs Israel und das religiöse Zentrum des Judentums. Es folgte eine wechselhafte Geschichte Jerusalems und seiner Bewohner. In den Jahren 597 und 586 wurde Jerusalem vom babylonischen König Nebukadnezar erobert. Später herrschten Perser, Griechen und Römer über die Stadt. Unter römischer Herrschaft lebte in Jerusalem ein Mann namens Jesus von Nazareth, welcher durch sein Leben und Handeln, die Religion des Christentums begründete. Ebenfalls unter römischer Herrschaft kam es in Jerusalem zu Aufständen der jüdischen Bevölkerung, woraufhin der Tempel im Jahre 70 n.Chr. zerstört und den Juden der Zutritt zur Stadt verboten wurde. Im Jahre 614 eroberten die Sassaniden mit jüdischen Verbündeten Jerusalem, im Jahre 629 wurde die Stadt von den Oströmern zurückerobert. Beide Eroberungen gingen mit gegenseitigen Massakern einher.
Arabische Herrschaft (637 - 1099 n.Chr.)
Im Jahre 637 wurde Jerusalem von Armeen des, wenige Jahre zuvor gegründeten, Islam erobert. Die Araber erlaubten den christlichen Bewohnern aus der Stadt abzuziehen, was jedoch nur wenige taten. Auch erlaubten die neuen Herrscher den Juden wieder die Ansiedlung innerhalb der Stadt, was die, 500 Jahre andauernde, Vertreibung der Juden aus der Stadt beendete. In den folgenden Jahrhunderten herrschten verschiedene arabische Dynastien über die Stadt. Zunächst die Umayyaden, unter deren Herrschaft der Felsendom und die Al-Aqsa Moschee errichtet wurden, bedeutende Stätten des Islam. Dennoch war Jerusalem für den Islam keine bedeutende Stätte, dies änderte sich erst durch die Kreuzzüge. Im 8. Jahrhundert wurden die Umayyaden durch die Abbasiden abgelöst, welche eine wechselhafte Politik der Toleranz und der Verfolgung christlicher oder jüdischer Bürger über die Stadt brachten.
Im Jahr 979 wurde Jerusalem schließlich von den Truppen der schiitischen Fatimiden erobert. Im Zuge der Eroberung kam es zu einem Blutbad, dem sunnitische Muslime, Christen und Juden zum Opfer fielen. Die Grabeskirche und zahlreiche weitere Kirchen und Synagogen wurden geplündert. Dreißig Jahre später wurde die Grabeskirche auf Befehl des Kalifen al-Hakim abgerissen, Kirchen und Synagogen und es folgten schwere Diskriminierungen und Verfolgungen der Juden und Christen. Im Jahre 1030 belagerten die Byzantiner die Stadt erfolglos, daraufhin lies der Kalif die Stadt mit einer Mauer schützen, zu deren Bau unter anderem Steine aus abgerissenen Kirchen und Klöstern verwendet wurden. Anschließend kam es zu Verhandlungen zwischen dem byzantinischen Kaiser Romanos III. und dem fatimidischen Kalif az-Zahir. Die Auflagen für Nichtmuslime wurden gelockert, den Byzantinern wurde der Wiederaufbau der Grabeskirche gestattet und Romanos erlaubte im Gegenzug den Bau einer Moschee in Konstantinopel.
Im Jahr 1071 eroberten die sunnitischen Seldschucken die Stadt fast kampflos. Der seldschukische Herrscher, Emir Atsiz bin Uwaq von Damaskus, nutzte eine innere Krise des Fatimidenreiches aus. In den folgenden Jahren wurden Pilgerfahrten ins heilige Land erschwert. Kämpfe zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen, sowie Kämpfe zwischen Seldschuken und Byzantinern, machten die Region unsicher. Obwohl die Grabeskirche für Christen weiterhin offen stand, waren Pilgerreisen fast unmöglich. Im Jahr 1098 eroberten die Fatimiden Jerusalem mithilfe moderner Kriegsgeräte von den Seldschuken zurück und nutzten dabei innere Konflikte der Seldschuken, aber auch die Tatsache, dass diese vom vorrückenden Kreuzfahrerheer in Syrien und dem Libanon bedroht waren. Die sunnitische Bevölkerung wurde von den Fatimiden aus der Stadt vertrieben und teilweise auch getötet. So wechselte die Stadt wenige Monate vor der Belagerung durch die Kreuzfahrer noch einmal den Besitzer.
Der Erste Kreuzzug (1095 - 1099 n.Chr.)
Aufgrund eines Hilferufes des byzantinischen Kaisers Alexios Komnenos und aufgrund der erschwerten Pilgerreisen rief Papst Urban 1095 zu einem Kreuzzug auf um Jerusalem für die Christenheit zu erobern. Das vereinigte Heer aus 7000 Rittern und 20.000 Fußsoldaten, zog über Konstantinopel ins heilige Land, eroberte Antiochia, und mehrere kleinere Städte, bevor es am 13. Mai 1099 vor Jerusalem ankam. Von den 7000 Rittern waren nurmehr 1500 geblieben, von den 20.000 Mann Fußvolk nur 12.000. Die Stadt wurde nach langer Belagerung erobert und die Franken (wie die Kreuzfahrer von den Einwohnern der Levante genannt wurden) richteten ein Blutbad an der jüdischen und muslimischen Bevölkerung an. Das Kreuzfahrerheer führte anschließend noch eine Schlacht gegen ein Fatimidisches Heer bei Askalon. Die Kreuzfahrer waren siegreich, doch nach dieser Schlacht waren die meisten Franken der Meinung ihr Kreuzzugsgelübde erfüllt zu haben und zogen nach Europa zurück.
Das Königreich unter Gottfried von Bouillon (1099 - 1100 n.Chr.)
Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, war einer der Anführer des erste Kreuzzuges. Nachdem Raimund von Toulouse die Herrschaft über Jerusalem mit der Begründung, er wolle nicht an dem Ort eine Krone tragen, an dem Jesus die Dornenkrone getragen habe, wurde die Königswürde Gottfried von Bouillon angetragen. Gottfried akzeptierte, wenngleich auch er nicht gekrönt werden wollte, sondern nur als "Beschützer" des Königreiches auftrat. Er wurde oft "Princeps" (Fürst) genannt. Gottfried starb im Juli 1100, sein Bruder Balduin von Boulogne wurde sein Nachfolger.
Das Königreich unter Balduin von Boulogne (1100 - 1118 n.Chr.)
Im Gegensatz zu seinem Bruder, lies Balduin sich in Bethlehem zum König von Jerusalem krönen. Er sicherte die Monarchie in der Stadt und dehnte danach die Grenzen seines Königreichs aus. Die Städte Arsuf (1101), Caesarea (1101) Akkon (1104), Sidon (1110) und Beirut (1110) wurden mithilfe genuesischer, venezianischer und pisanischer Flottenunterstützung, erobert. Der normanische Adlige Tankred von Tarent wurde, nachdem er die Städte Tiberias, Haifa und Bethsan erobert hatte, zum Fürsten von Tiberias gemacht. Angriffe durch das Fatimidenkalifat wurden in den Jahren 1101, 1102 und 1105 zurückgeschlagen. 1116 ging er gegen die Fatimiden vor und eroberte Akabar, welches ihm Zugang zum roten Meer verschaffte. Die anderen Kreuzfahrerstaaten Antiochia, Edessa und Tripolis, erkannten ihn als Oberherrscher an.
Jerusalem selbst war seit der Eroberung durch die Kreuzfahrer nur sehr dünn besiedelt. Muslimen und Juden war der Zugang zur Stadt verboten und die Franken siedelten verstärkt einheimische Christen in der Stadt an. Das Königreich war darauf angewiesen eine Ausgleichspolitik mit den Einheimischen zu betreiben, da die im heiligen Land verbliebenen Franken zu wenige waren um das Königreich ohne Unterstützung der Einheimischen (seien es Christen, Juden oder Muslime) zu regieren. Den Seerepubliken Venedig, Genua und Pisa wurden als Ausgleich für ihre Unterstützung, bei der Eroberung zahlreicher Hafenstädte, Kontore in diesen Städten bewilligt, welche keinerlei Verpflichtungen gegenüber dem Königreich hatten, also keine Steuern zahlen und keinen Militärdienst leisten mussten. Durch den sich nun entwickelnden Handel zwischen Asien und Europa profitierte das Königreich dennoch in hohem Maße von der Anwesenheit der Handelsmächte.
Balduin starb, während er im Jahre 1118 die Stadt Al-Arisch belagerte. Er hatte in Jerusalem das Königtum gesichert, die Grenzen ausgeweitet und das Land stabilisiert. Er wurde in der Grabeskirche beigesetzt und sein Nachfolger wurde sein Vetter Balduin von Bourcq.
Das Königreich unter Balduin von Bourcq (1118 - 1130 n.Chr.)
Balduin von Bourcq hatte ebenfalls am ersten Kreuzzug teilgenommen und war im Jahre 1100 Graf von Edessa geworden. Er hatte mit seiner Ehefrau, der Armenierin Morphia von Melitene, vier Töchter. Melisende (geb. 1105), Alice (geb. 1109), Hodierna (geb. 1110), Yvette (geb.1120), aber keinen Sohn.
Zu Beginn seiner Regentschaft, erlaubte Balduin Muslimen und Juden offiziell die Wiederansiedelung innerhalb der Stadt, wodurch die Bevölkerungszahlen in Jerusalem stetig stiegen. Auch brachte ihm dieses Handeln Sympathie und Unterstützung von Seiten der Juden und Muslime, wenngleich es ihm auch Feinde innerhalb des fränkischen Adels machte. Dennoch war Balduins Herrschaft sehr erfolgreich. Es gelang die Hafenstadt Tyrus zu erobern und bis auf Askalon wurden die Fatimiden aus ganz Palästina vertrieben. Das Land westlich des Jordan war fest in christlicher Hand und das Königreich erlebte eine Zeit der Sicherheit und des Wohlstandes.
Eine militärische Katastrophe ereignete sich im Juni 1119, als Roger von Salerno, der Regent Antiochias mit 700 Rittern und 3000 Fußsoldaten bei Ager Sanguinis vom Atabegs Aleppos, vernichtend geschlagen wurde. Roger hatte nicht auf König Balduin und Pons von Tripolis warten wollen, welche ihm zur Hilfe geeilt waren. Es gelang Balduin die Muslime zurückzudrängen, doch das Fürstentum Antiochia war durch diese Niederlage stark geschwächt. Die Kreuzfahrer konnten im Jahr 1125 wieder einen Großteil ihres alten Einflusses zurück gewinnen, als sie in der Schlacht von Azaz gegen ein zahlenmäßig überlegenes Heer Seldschuken gewannen. Doch der Plan Balduins Aleppo einzunehmen, ging aufgrund von Streitigkeiten zwischen Antiochia und Edessa nicht auf.