Farben der Kleidung im Mittelalter
Hallo zusammen!
Ich habe mir mal gedacht, dass ich einen kurzen (eigenen) Beitrag zu den Farben erstelle, da ich doch recht häufig drauf angesprochen und auch dann und wann mal lese, dass es einfach nicht bekannt ist. Ich werde sim-on sicherlich auch niemanden darauf festnageln, aber ich dachte mir, dass es vielleicht doch ganz interessant sein könnte, dieses Wissen mit zu nutzen. Ich werde hier nicht auf Kleiderordnungen verschiedener Regionen eingehen und auch nicht auf die Herkunft der verschiedenen Pflanzen, die sich natürlich auch auf den Wert auswirken dürften – Export/Import macht ja schon was aus – da bitte ich dann einfach um eigene Kalkulation für den, für den es wichtig ist.
Ich will damit ganz sicher niemanden kritisieren, nur manchmal muss ich doch etwas schmunzeln. Sollte ich selbst falsch legen, dann würde ich mich sehr freuen, einen Hinweis darauf und auch auf die Quelle zu bekommen, denn manchmal sind Quellen widersprüchlich und ich gehe meistens nach jenen, die mir am zuverlässigsten erscheinen.
Ich habe die Farben alphabetisch und nicht nach Wert sortiert, da es innerhalb der Farbe auch mal um Abstufungen geht. Auch über Verfügbarkeit und Wert in den genauen Epochen informiere ich nicht detailliert, aber in aller Regel dürften die Angaben unten ziemlich genau auf unsere Zeit passen. Ich würde mich freuen, wenn es dem einen oder anderen als Anregung dient!
Finde ich etwas Neues (oder jemand von euch) ergänze ich diesen Beitrag!
Viel Spaß!
Allgemein:
Je leuchtender, desto teurer. Fast jeder wollte im Mittelalter auffallen, sich abheben. Die Farben aus dem Mittelalter entsprechen den heutigen Markenzeichen auf dem Pullover – nur, dass es durch die Stände viel bedeutender war als heute. Wichtig für den Wert eines gefärbten Tuches war die Gleichmäßigkeit der Färbung. In aller Regel wurden pflanzliche Quellen verwendet. Im Schnitt war der dritte Stand (es sei denn, reiche Händler, etc.) eigentlich eher Braun, Moosgrün und Waidblau gekleidet, das war günstiger. Im Adel waren vor allem rote Töne, leuchtendes Grün, das aus dem ziemlich teuren Gelb (weg von dem Huren-Klischee!) gewonnen wird, Violett und Purpur am beliebtesten. Purpur war dermaßen sündhaft teuer, dass sich dies auch im Adel nicht jeder leisten konnte. Das Kleid einer Frau konnte, je nach Farbe und Stoff, mindestens so viel kosten wie eine vollständige Garnitur für einen Ritter, inklusive Pferd. Nicht standesgemäß gekleidet zu sein, warf jemanden zurück, konnte einen Menschen zum Gespött machen. Deutlich später als zu unserer Zeit gab es für Kleider (Mann und Frau) einen Höchstwert, den das Kleidungsstück haben durfte. Im 12. Jahrhundert war man noch nicht ganz so extravagant wie im 14./15. Jahrhundert. Der Fantasie wurden kaum Grenzen gesetzt – nur durch die Kirche. Und diese Grenzen übertrat das Volk regelmäßig und forderte mehr für sich ein.
Beim einfachen Volk konnte es allerdings schon auch Ärger geben, wenn dieses zu gut gekleidet war. Der Adel wollte dies nicht.
Blau:
Blau kann eine alltägliche und günstige Farbe sein, aber auch eine sündhaft teure und ist somit, je nach Färbemittel, für den zweiten und den dritten Stand geeignet. Blau wurde mitunter aus Waid („Färberwaid“) gewonnen und fiel meistens ziemlich dunkel, beinahe schwarz bis ins Violette hinein aus (Bestandteile der Farbe waren u.A. Asche und Urin). Seltener genutzt wurden auch Holunderbeeren oder Kornblumen. Je nach Nuance erhöhte sich der Wert: Teurer waren Indigo und Königsblau. Indigo ist beinahe schon ein Übergang ins Violette, wird sowohl aus Waid als auch aus der Indigopflanze gewonnen die deutlich ertragreicher ist als Waid – im Orient ist sie schon eine längere Zeit sehr beliebt, in Europa weniger bekannt und verbreitete sich dort erst nach dem Mittelalter. Grade bei Blau gilt: Je kräftiger und leuchtender, desto teuer.
Braun/Natur:
Braun dürfte neben gedeckten Grüntönen am häufigsten in der einfachen Schicht zu finden sein und wird aus Hölzern und Erden gewonnen. Ein Adliger sollte sich in gewöhnlichem Braun nicht unbedingt sehen lassen. Auch Natur (ungefärbt) kategorisier ich einmal unter Braun ein, denn reines Weiß gab es eigentlich kaum bei Naturstoffen, wenn sie unbearbeitet waren.
Gelb:
Zu Gelb besteht das Gerücht/Klischee, dass es die Farbe der Huren ist, das stimmt allerdings nicht. Huren mussten sich von dem ehrbaren Volk abheben, aber hier definierte jede Stadt/Region eine eigene Regel, die nicht einmal unbedingt Gelb einschloss. Es konnten bestimmte Bänder und definierte Farben sein, aber gewiss keine gelben Kleider etc. – viel zu teuer. Es ist, je nach Intensität, eher eine adlige Farbe, da sie nicht besonders günstig herzustellen war. Eine sehr, sehr teure Art, Kleider gelb zu färben, bestand darin, Safran zu nutzen (1 kg Safran entspricht 120.000-200.000 Blüten einer Krokusart!), die zu unserer Zeit daher quasi kaum vorhanden sein dürfte. Safran hat beim Färben auch durchaus einen orangenen Ton. Andere Quellen für die begehrte Farbe waren Saflor (häufig - „falscher Safran“) und Wau („Färberblume“), sowie die Rinde des wilden Apfelbaums. Je strahlender, desto Adliger!
Grün:
Grün stellt eine sehr häufige Farbe im Mittelalter dar. Man konnte es aus etlichen Pflanzen gewinnen (z.B. Lauch, Petersilie, Geißblatt) und war dementsprechend kostengünstiger zu färben als einige andere Farben. Das matte, direkt aus den Pflanzen gewonnene Grün ist daher in der einfacheren Bevölkerung vertreten. Leuchtendes, kräftiges Grün wurde indes aus Blau und Gelb gewonnen und war daher aufgrund der Materialien und des Zeitaufwands sehr teuer zu färben – eine überaus beliebte Farbe des Adels.
Purpur:
Purpur ist irrsinnig teuer und ist für alles im Rang unterhalb des Fürsten nahezu utopisch. Purpur ist eine klassische (aber auch hier teure) Farbe für Könige. Diese Farbe wurde aus Purpurschnecken gewonnen, besser gesagt aus einer Drüse (für 1,5 Gramm benötigt man etwa 12.000 Schnecken) von ihnen. Das tiefe, noch intensivere purpurrot Karmin wurde aus weiblichen Kermelsschildläusen gewonnen, welche im Mittelmeerraum und dem vorderen Orient vorkommen. Aufgrund des enorm hohen Wertes gab es häufig Nachahmungen mit günstigeren Färbemitteln, die aber natürlich nicht günstiger gehandelt wurden. Diese Farbe scheidet für den dritten Stand völlig aus.
Rot:
Rot ist eine Farbe, wenn nicht gar die Farbe, des hohen Adels und des Klerus. Sie wird aus Kermes, Chochenille oder Krapp gefärbt. Auch Folium wurde genutzt. Am häufigsten allerdings wurde Krapp genutzt, welches, je nach Qualität der Wurzeln, von (schmutzigem, bräunlichen) Orange bis (z.T. auch bräunlichem) Ziegelrot wanken konnte, was für Färber mit anderen Färbemitteln günstiger zu erreichen war und somit eher für die einfache Schicht – wenn sie es sich leisten konnte – geeignet war. Genutzt wurde auch, teuer, das aus Indien importierte Rotholz. Leuchtende Rottöne, aus der gleichen Pflanze, sind dagegen in der höheren Schicht aufzufinden, da sie wieder sehr auffällig sind.
Schwarz:
Ist eine Farbe des Klerus! In der normalen Bevölkerung wurde Schwarz erst etliche Jahrhunderte später zu einer durchaus beliebten Farbe. Überdies ist schwarz nicht unbedingt günstig, wenn es gleichmäßig gefärbt wurde - eher sehr teuer. Eine schlichte Variante war die Nutzung der Wolle von grauen und schwarzen Schafen und dürfte häufig bei Mönchen genutzt worden sein.
Violett:
Violett ist eine recht teure Farbe, gerade, wenn es gleichmäßig erzeugt wurde. Für Violett kombiniert man entweder, was recht teuer ist und weniger praktikabel, blaue und rote Färbemittel, oder gewinnt es direkt aus Waidblau oder Indigo: Denn hier tendierten die Farben häufiger bis ins Violette hinein. Violett ist, in helleren Nuancen, deutlich eine adlige Farbe, während es in dunkler durchaus auch bei wohlhabenden Menschen des einfachen Volks vorstellbar sein dürfte. Allerdings stellt er hier vermutlich weniger gleichmäßig gefärbten Stoff dar.
Finde ich neue/weitere Informationen, ergänze ich natürlich! Dies soll nun erst einmal einen groben Überblick gewähren. Soll auch keine wissenschaftliche Abhandlung werden sondern einfach nur ein kleines Nachschlagewerk.