Stadtmauer

Aus Scriptorium

In einer vom Krieg so oft heimgesuchten Gegend wie Outremer waren Stadtbefestigungen von enormer WIchtigkeit. Nicht nur Städte, auch viele Dörfer besaßen wuchtige Befestigungen, welche in der Levante immer aus gemauertem Stein bestanden. Oft waren sie auch umzogen von Gräben, um Verteidigern bei einer Belagerung mehr Vorteile zu gewähren. Als natürliche Befestigung nutzte man auch Seen, Wasserläufe, Sümpfe oder Berglagen, sofern jene existierten.

Das Bevölkerungswachstum der Kreuzfahrerstaaten ieß neue Vororte entstehen, die ihrerseits von Mauern umgeben und in die Wehranlagen der Stadt einbezogen wurden. Dies geschah zum Beispiel in Akkon, welches im Zeitalter der Kreuzfahrerstaaten mit Montmusard eine neue, wehrhafte Vorstadt im Norden bekam. Die nunmehr im Stadtinneren gelegenen alten Mauern wurden meistens beibehalten, um einen inneren Verteidigungsring zu bieten.

Stadtbefestigungen waren unterschiedlich je nach Art von Topographie, Entstehungsgeschichte und örtlicher Bautradition. In wesentlichen Bestandteilen dürften sie einander jedoch geglichen haben: Die Außengrenze der Stadt, die Stadtmark, war durch Wall und Graben, und zusätzlich durch Dornen- und Flechthecken (oft Landwehr genannt) geschützt. Überdies errichtete man kleine Wachposten, um die Feldarbeiter und Hirten im Notfall warnen zu können und ihnen Zeit zur Flucht hinter die Stadtmauern zu verschaffen.

Der eigentliche Siedlungsraum war gesichert durch Stadtgraben, Zwinger, Stadtmauern (mit Wehrgängen, Mauer- und Tortürmen, Erkern, Zinnen und Schießscharten) sowie durch Brücken- und Torbefestigungen. Der Mauerring war, der besseren Verteidigungsmöglichkeit wegen, möglichst kurz gehalten. In der Levante hatten viele Städte, zum Beispiel Jerusalem, Akkon und Beirut eine praktische quadratische Form. Manche Städte, zum Beispiel Antiochia und Damaskus, hatten aber eine rundliche Form.

Für das Mindestmaß der Mauerprofile nach Höhe und Stärke wurden verschiedentlich Richtwerte aufgestellt. In Praxis allerdings waren die Abmessungen – je nach Grad der Gefährdung – höchst unterschiedlich. Für Anlage und Unterhalt der Befestigungswerke war der Vizegraf und die städtische Garnison zuständig. Männer der Garnison fungierten als Turm- und Mauerwächter. Bau und Instandhaltung der Stadtbefestigung wurden aus der königlichen Schatzkammer finanziert.