Honig

Aus Scriptorium

Bienenhonig war, trotz des Anbaus von Zuckerrohr im Heiligen Land, das wichtigste Süßungsmittel. Allerdings wurde es nicht nur für seinen Geschmack verwendet, sondern auch zur Konservierung von Nahrungsmitteln, zur Herstellung von Met und für medizinische Zwecke.

Honig wurde von Imkern hergestellt, welche in der Levante eine lange Tradition hatten. Das Klima Palästinas ermöglichte es Imkern, über das ganze Jahr hindurch Bienen zu züchten und Honig zu ernten. Aus diesem Grund war Honig eines der wichtigsten Exportgüter des Königreichs; es wurde in Massen nach Europa exportiert und bescherte der Krone und den Herren des Landes eine stete, verlässliche Einkommensquelle.

Das Produkt wurde als Scheibenhonig (Honig in frischem Wabenwerk), als Seimhonig (gewonnen durch Auslaufen aus den Waben) oder als Presshonig (gewonnen durch Auspressen der Waben in Tüchern) angeboten. Farbe, Konsistenz und Aroma des Bienenhonigs wechseln je nach Art der Tracht. Sein Gehalt an Kohlehydraten (Glukose, Fruktose, Saccharose), Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen, Aminosäuren, Acetylcholin und organischen Phosphaten machen ihn zu einem hochwertigen Nahrungs- und Heilmittel.

Honig fand wegen seiner sekretionsfördernden, reinigenden und entzündungswidrigen (bakteriostatischen) Wirkung bei der Wundbehandlung Verwendung. Seine komplexe Wirksamkeit hinsichtlich Energiehaushalt, Anregung der Herztätigkeit, Entwässerung, Blutdrucksenkung usf. machten ihn zu einem beliebten Heil- und Stärkungsmittel.

In der Volksmedizin war Honig ein vielgebrauchtes Universaal-Hausmittel und wurde eingesetzt gegen Augenkrankheiten und Wundentzündungen, gegen Schwindsucht, Husten, Hautleiden, Mundgeschwüre, Gelbsucht, Durchfall und Verstopfung, als Aphrodisiacum, zur Erleichterung der Geburt und als erste Nahrung Neugeborener.

Im Aberglauben wurde Bienen und ihren Produkten dämonenabwehrende Kraft zugesprochen, mit Honig zubereitetes Backwerk half von daher gegen allerlei durch böse Geister verursachte Übel und Krankheiten.