Abendländische Verhaltensregeln

Aus Scriptorium

Im Mittelalter gab es zahlreiche Verhaltensregeln, deren Befolgung eng mit Ansehen verknüpft war. Es gab sowohl abendländische wie auch morgenländische Verhaltensregeln, allerdings waren im Mittelalter die Weltansichten der Menschen im Morgenland und im Abendland im Grunde genommen nicht ganz so unterschiedlich und die Abendländer übernahmen sehr viele Verhaltensregeln, die auch im Heiligen Land vorherrschten. Dieser Artikel stellt vor allem abendländische Verhaltensregeln dar, insbesondere für Adlige.

Spezifisch morgenländische Verhaltensregeln werden hier beschrieben.

Tischmanieren

Siehe auch Tischmanieren

Beim Betreten eines fremden Hauses

  • Wenn man das Tor zum Haus eines wichtigen Menschen erreicht, hat man dem Pförtner seine Waffen zu geben.
  • Wenn der Hausherr sozial niedriger als der Besucher steht, wird er zum Besucher kommen, wenn er auf derselben sozialen Stufe oder höher steht, wird der Pförtner den Besucher zum Hausherrn bringen.
  • Der Besucher hat beim Betreten des Hauses Haube, Hut und Handschuhe abzunehmen.

Bei der Körperhygiene

  • Bloß der kleine Finger soll benutzt werden, um in der Nase zu bohren und seinen Hintern auszukratzen.
  • Zähne werden nicht geputzt, aber man kaut Lakritz oder Nelken gegen den Mundgeruch.

Benimm bei Frauen

  • Frauen sollen nicht fluchen, denn dies bringt Schande über ihren Vater oder Ehemann.
  • Frauen sollen nicht kokette Gesten machen (ihren Kopf zurückwerfen, ihre Schultern wackeln usw.).
  • Frauen sollen es nicht zulassen, dass ihre Hände von jemanden berührt werden, der nicht aus der Familie ist.
  • Frauen sollen außerhalb ihres Hauses nicht betrunken sein, denn das ist schockierend.
  • Frauen sollen nicht öffentlichen Wettkämpfen beiwohnen außer Turnieren.
  • Frauen sollen es vermeiden, mit Fremden zu reden.
  • Frauen, die sich außerhalb ihres Hauses bewegen, sollen normalerweise begleitet sein, am Besten von einer weiblichen Begleiterin von einem Verwandten, mit denen sie mit eingehakten Armen gehen soll.
  • Frauen sollen öffentlich, besonders gegenüber Männern, nicht ihre nackten Arme und Beine zeigen.
  • Hosen sind unter Abendländern ein absolutes Tabu, da diese den Männern vorbehalten sind.
  • Frauen sollen sich, ebenso wie Männer, standesgemäß kleiden.
  • Frauen sollen ihren Ehemännern stets gehorchen.
  • Unter Abendländern ist das Tragen von engen Kleidern bei Frauen akzeptabel, aber nicht unter Morgenländern.

Begrüßungen

  • Eine gute Form der Begrüßung ist es, den Hut zu ziehen, besonders vor Respektpersonen und vor Damen.
  • Hände werden nicht zur Begrüßung, sondern nur zur Besiegelung einer Vereinbarung geschüttelt.
  • Küsse unter Männern und unter Frauen sind eine geeignete Begrüßung unter Freunden als Zeichen des Friedens.
  • Männer und Frauen sollen sich zur Begrüßung gegenseitig nicht öffentlich küssen, wenn sie nicht verwandt oder verheiratet sind und sich auch privat höchstens mit einem Kuss auf die Wange bescheiden.
  • Begrüßungsformeln beinhalten im Christentum oft einen Bezug auf Gott („Gott segne dich“ oder „Gott mit Euch“), in der Geistlichkeit ist eine spezielle Formel beliebt - der Begrüßer sagt "Gelobt sei Jesus Christus", der Begrüßte erwidert "In Ewigkeit, amen".
  • Es ist am besten, nicht zu überfreundlich oder zu kalt zu sein.
  • Es gilt als höflich, dem gegenüber nach seinem Befinden zu befragen.

Benimm beim Einkaufen

  • Beim Markt soll man feilschen. Unter den Abendländern aber gilt es als unangemessen, zu geizig zu sein.
  • Man darf auf keinen Fall am Markt Streitereien eskalieren lassen. Wenn etwas nicht passt, geht man am besten zum nächsten angesehenen Menschen, der sich bereit erklärt, als Arbitrator den Konflikt zu schlichten. Funktioniert dies nicht, muss der Disput zum Bürgergericht gebracht werden.
  • Das erste Gebot des Handels ist Caveat Emptor – sieh dich vor, Käufer! Es ist wichtig, die Ware ordentlich zu prüfen, bevor man damit weggeht.

Benimm in einem Dienstverhältnis

  • Ein Diener hat das Livree seines Herren zu tragen, was ein Wappen auf dem Wams, bestimmte Farben, oder einfach nur ein Anhänger an einer Kette sein kann.
  • Diener müssen im Hinterkopf behalten, dass sie unter dem Schutz ihres Herren stehen – wer sie angreift, greift auch den Herrn an. Auf der anderen Seite ist es so, wenn sie jemanden angreifen, als ob der Herr sie angreift. Es ist also wichtig, Decorum zu bewahren, damit nicht das Verhalten des Dieners auf den Herrn zurückfällt.
  • Es ist wichtig, zwischen freien und unfreien Dienern zu unterscheiden. Unfreie Diener, also Sklaven, müssen aber nicht unbedingt mit weniger Respekt als freie Diener behandelt werden. Jedoch gelten sie, im Gegensatz zu Freien, als bloße Gegenstände und es muss auf sie vonseiten des Besitzers keine Rücksicht genommen werden.