Erster Stand

Aus Scriptorium
(Weitergeleitet von Klerus)

Der erste Stand im römisch-katholischen Abendland ist der so genannte Lehrstand und umfasst alle Geistlichen der Kirche, vom einfachen Mönch bis hinauf zum Papst. Der Name Lehrstand wird hergeleitet von der Aufgabe des Klerus, die in der Seelsorge für die Mitglieder des zweiten und des dritte Standes lag und für die ein gewisses Mass an Gelehrsamkeit notwendig ist.

Der Klerus besaß die geistliche Macht in der Welt und unterstanden in diesen Belangen nicht dem Kaiser oder einem anderen Fürsten, sondern lediglich dem Papst als höchstem Kleriker der Christenheit. Da die Kleriker nicht den weltlichen Machthabern unterstehen, unterliegen sie auch nicht den weltlichen Gesetzen und der weltlichen Gerichtsbarkeit, sondern den kirchlichen Gesetzen und Gerichten.

Obwohl der Klerus eigentlich nicht den weltlichen Machtstrukturen unterliegt, ist er dennoch in diese eingebunden. Viele hohe Geistliche, wie zum Beispiel Bischöfe, Erzbischöfe, Patriarchen und Äbte haben zusätzlich auch weltliche Macht, da sie als Landesherren und Fürsten über Territorien herrschen. Der mächtigste geistliche Fürst ist ohne Zweifel der Papst, der als Landesherr über den Kirchenstaat herrscht.

Im Gegensatz zum zweiten und dritten Stand hat der erste Stand eine wichtige Besonderheit. Anders als bei den beiden anderen Ständen wird man in den ersten Stand nicht hineingeboren, sondern wird aus dem zweiten oder dritten Stand heraus aufgenommen, so dass selbst ein Mann von niederstem gesellschaftlichem Rang im Klerus Karriere machen kann.

Der erste Stand kann in zwei Gruppen geteilt werden. Zum einen gibt es die so genannte Weltgeistlichkeit und zum anderen die so genannte Ordensgeistlichkeit. Beide Gruppen haben den primären Auftrag sich um das Seelenheil der Menschen zu kümmern, jedoch haben beide unterschiedliche Ansätze diese Aufgabe zu erfüllen.

Die Weltgeistlichkeit besteht aus jenen Geistlichen, die in den Kirchen der christlichen Welt als direkte Anlaufstellen für die Menschen dienen und ihnen direkte Seelsorge bieten, wie zum Beispiel Bischöfe, Priester und Diakone. Ihre Arbeit besteht aus der alltäglichen Arbeit in der Kirche und umfasst Messen, Predigten, Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse.

Frauen ist der Zugang zur Weltgeistlichkeit verwehrt.

Die Ordensgeistlichkeit besteht aus den Orden, deren Mitglieder ihr Leben völlig dem Wirken des göttlichen Werkes verschrieben haben und dabei nach verschiedenen Ordensregeln leben. Diese Regeln ordnen und regulieren das Leben in einem Orden und legen meist auch seine Auslegung des göttlichen Auftrages dar. Zu unterscheiden sind reine geistliche Orden, deren Mitglieder als Mönche in Klöstern leben und militärische Orden, die ihr Leben dem Kampf für die Verteidigung der Christenheit verschrieben haben.

Für Frauen gibt es spezielle Klöster, in denen sie als Nonnen ein gottgefälliges Leben führen können. Die meisten Nonnenklöster sind weibliche Ableger der grossen Mönchsorden.