Kategorie:Verwaltung

Die Verwaltung des Königreichs Jerusalem kann man sich nicht vorstellen als einen einheitlichen, normierten Beamtenapparat, wie man ihn aus späteren Zeiten (aber auch aus dem byzantinischen Reich) kennt. Das Zentrum der Verwaltung des Königreichs war der königliche Haushalt, der Hofstaat. Die Beamten des königlichen Haushaltes waren zuständig für große Kompetenzgebiete, welche sich weit über die eigentliche Pfalz hinaus erstreckten.

Da die Verwaltung auf den Prinzipien des Feudalismus beruhte, war der Kanzler, dem von der Krone selbst ernannte Notare zur Seite gestellt wurden, eine Ausnahme. Für alle anderen Beamten war es selbstverständlich, dass sie ihrerseits selber einen Stab bildeten, der aus Vasallen, Gefolgsleuten oder Klienten bestehen konnte, was dem Hofbeamten erlaubte, wichtige Aufgaben an andere zu delegieren.

Der Grund für den relativen Mangel an Autonomie für den Kanzler war, dass dieser nicht eigene politische Entscheidungen fällte - er war zuständig für den Briefverkehr des Königs, die Ausfertigung von Dokumenten und Sekretärdienste. Freilich aber hatte er, als gebildeter Mann im engen Umkreis des Monarchen und in enger Abhängigkeit von ihm, enorm viel Macht hinter den Kulissen.

Die anderen Beamten hatten mehr Autonomie und bevorzugten meistens, nicht von der Pfalz, sondern von ihren eigenen Häusern aus zu arbeiten, wo sie sich auch in Ruhe mit ihrem eigenen Stab über politische Entscheidungen austauschen konnten. Wie gesagt, konnten sie diesen selber aussuchen , und bekamen ihn nicht von oben her vorgesetzt , was ein großer Eingriff in den feudalen Stolz mittelalterlicher Adliger gewesen wäre. Aus diesem Grund konnte zum Beispiel der Konstabler des Königreichs Jerusalem Aufgaben an seinen eigenen persönlichen Konstabler delegieren. In manchen weniger gut organisierten Königreichen kam es öfters vor, dass hohe Hofbeamte von ihren Burgen weitab der Hauptstadt regierten - aber in Jerusalem mit seiner relativ großen königlichen Macht und der Wichtigkeit von Jerusalem als Residenz für den Adel kam dies nicht vor.